Epilepsiemittel (Antiepileptika) N03 Antiepileptika

Veröffentlicht am: 06.01.21

Die Bezeichnung der Wirkstoffe in dieser Indikationsgruppe als Antiepileptika umreißt das wichtigste Anwendungsgebiet: Die Arzneimittel werden bei Epilepsie eingesetzt.

Wie die Leitlinie zum ersten epileptischen Anfall und zur Epilepsie im Erwachsenenalter ausführt, ist die Erkrankung dadurch charakterisiert, dass im Gehirn eine ständige Prädisposition dafür gegeben ist, epileptische Anfälle zu erzeugen. Ein epileptischer Anfall entsteht durch abnorme Entladungen von Nervenzellen der Hirnrinde. Die Symptomatik kann sehr vielfältig sein und ist abhängig von dem Areal, das von den Entladungen betroffen ist. Manche Anfallsformen (z. B. Absencen) gehen nur mit geringer wahrnehmbarer Symptomatik einher. Auch die Ursachen der Epilepsie sind vielfältig. Eine Epilepsie kann z. B. genetisch bedingt sein oder durch die verschiedensten Hirnschäden entstehen; nicht immer kann die Ursache geklärt werden (Elger und Berkenfeld 2017).

Partielle oder fokale Anfälle entstehen in einer begrenzten Region des Gehirns. Wenn sie sich über die gesamte Hirnrinde ausbreiten, spricht man von sekundär generalisierten Anfällen. Im Gegensatz dazu umfassen primär generalisierte Anfälle von Anfang an die gesamte Hirnrinde.

Antiepileptika wirken über verschiedene Mechanismen dämpfend auf die Erregbarkeit bzw. Erregungsausbreitung von Neuronen. Sie setzen also die Schwelle für das Auftreten von Anfällen herauf. Die Auswahl eines Antiepileptikums und die ggf. erforderliche Anpassung der Therapie müssen für jeden Patienten individuell erfolgen.

Aufgrund ihres Wirkprinzips können einige Antiepileptika auch bei anderen neurologischen Störungen eingesetzt werden, z. B. beim Cluster-Kopfschmerz oder Neuralgien. Manche Antiepileptika werden überwiegend bei neuropathischen Schmerzen eingesetzt.

Teil-Indikationsgruppen

Die Antiepileptika gliedern sich, entsprechend ihrer hauptsächlichen Anwendung, in drei Teil-Indikationsgruppen.

Die Mittel bei Epilepsie können – je nach Wirkstoff – bei den unterschiedlichsten Formen von epileptischen Anfällen sowohl bei Erwachsenen als auch Kindern eingesetzt werden.

Die Wirkstoffe Gabapentin und Pregabalin werden hauptsächlich zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen eingesetzt und bilden eine entsprechende Teil-Indikationsgruppe.

In einer weiteren Teil-Indikationsgruppe werden alle Wirkstoffe zusammengefasst, die bei verschiedenen kindlichen Epilepsien eingesetzt werden.

Therapieansätze

Die Wirkmechanismen der Antiepileptika sind unterschiedlich. Allen gemeinsam ist, dass sie letztlich dämpfend auf die Erregungsausbreitung im zentralen Nervensystem (ZNS) wirken. Dies kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden, z. B. indem bestimmte Ionenkanäle gehemmt werden oder die Wirkung von hemmenden Botenstoffen wie GABA verstärkt wird. Die Einteilung der Antiepileptika ist im Wesentlichen historisch bedingt und orientiert sich bei den älteren Wirkstoffen an der chemischen Struktur. Einige Wirkstoffe, die heute von größter Bedeutung bei der Behandlung epileptischer Anfälle sind, werden keiner bestimmten Gruppe zugeordnet. Die älteren Wirkstoffe werden entsprechend ihrer chemischen Struktur klassifiziert. Nachfolgend sind die aktuell wichtigsten Therapieansätze genannt.

Der Therapieansatz Andere Antiepileptika ist für die Behandlung epileptischer Anfälle am wichtigsten. Hierzu gehören z. B. Levetiracetam und Lamotrigin, die am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe. Beide Wirkstoffe hemmen die Freisetzung von aktivierenden Botenstoffen im ZNS.

Zu den Alpha-2-delta-Liganden gehören Pregabalin und Gabapentin, die vorwiegend der Behandlung neuropathischer Schmerzen dienen. Beide Wirkstoffe hemmen an den Nervenenden (Synapsen) bestimmte Ionenkanäle, was dazu führt, dass die Freisetzung von Botenstoffen aus den Synapsen vermindert wird.

Unter den Fettsäurederivaten ist vor allem die Valproinsäure von Bedeutung. Der Wirkstoff dämpft die Erregungsweiterleitung im ZNS u. a. durch Hemmung bestimmter Ionenkanäle und indem es die Wirkung von GABA verstärkt. Problematisch ist die fruchtschädigende (teratogene) Wirkung von Valproinsäure, aber sie ist dennoch ein unverzichtbarer Wirkstoff, der bei verschiedenen Anfallsformen angewendet werden kann.

Literatur