Brustkrebs- und Prostatakrebsmittel L02 Endokrine Therapie (zytostatische Hormone)

Veröffentlicht am: 13.10.22

Den in der Indikationsgruppe der Endokrinen Therapie (zytostatische Hormone) zusammengefassten Arzneimitteln ist gemeinsam, dass sie hemmend auf das Wachstum hormonabhängiger Zellen wirken.

Einer der ersten Hinweise auf den Zusammenhang von Hormonen und Krebswachstum wurde im Jahr 1893 von Beatson beschrieben, der nach einer Ovarektomie eine Regression bei Brustkrebs beobachtete. Beatson war es auch, der 1896 feststellte, dass eine Kastration bei Männern zum Rückgang einer bestehenden Prostatahypertrophie führt.

Durch die endokrine Therapie wird entweder die Wirkung von körpereigenen Östrogenen bei Brustkrebs oder von Androgenen bei Prostatakrebs gehemmt und so das Wachstum von Tumorzellen unterdrückt.

Teil-Indikationsgruppen

Die Indikationsgruppe der Endokrinen Therapie besteht aus zwei Teil-Indikationsgruppen: Mittel zur Behandlung des Prostatakarzinoms und Mittel zur Behandlung des Mammakarzinoms.

Therapieansätze

Zur Teil-Indikationsgruppe der Mittel bei Prostatakarzinom gehören vier Therapieansätze. Die Wirkung aller Therapieansätze zielt darauf ab, die wachstumsfördernde Wirkung von Androgenen auf Prostatakrebszellen zu unterbinden:

Die GnRH-Analoga (Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga) führen durch Beeinflussung hormonaler Regelkreise zu einer verminderten Ausschüttung von Testosteron. Zu Beginn der Therapie kommt es jedoch zu einem Anstieg des Testosterons, sodass in der Regel zumindest vorübergehend eine Kombination mit Antiandrogenen durchgeführt wird.

Antiandrogene hemmen die Wirkung von Antiandrogen am Testosteronrezeptor sowie teilweise auch intrazellulär.

GnRH-Antagonisten hemmen das körpereigene GnRH und vermindern die Testosteronausschüttung. Im Gegensatz zu den GnRH-Analoga kommt es jedoch nicht zu der initial erhöhten Testosteronausschüttung.

CYP17-Inhibitoren hemmen spezifisch das entsprechende Enzym und blockieren so die letzten Schritte der Testosteronbiosynthese.

In der Teil-Indikationsgruppe der Mittel bei Brustkrebs werden drei Therapieansätze unterschieden, welche die Wirkung von Östrogenen auf die Tumorzellen hemmen sollen.

Der Therapieansatz der Gestagene ist der älteste in der Teil-Indikationsgruppe und spielt heute kaum noch eine Rolle. Der genaue Wirkmechanismus der Gestagene, der zur Hemmung des Tumorwachstums führt, ist nicht bekannt.

Die Antiöstrogene hemmen die Wirkung von Östrogenen. Tatsächlich ist jedoch nur Fulvestrant ein wirkliches Antiöstrogen. Tamoxifen wurde zwar als Antiöstrogen entwickelt, gehört jedoch zu den SERM (selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren). SERM hemmen nicht generell die Wirkung von Östrogen an Östrogenrezeptoren, sondern wirken abhängig vom Gewebe agonistisch, antagonistisch oder zeigen gar keine Aktivität.

Eine antiöstrogene Wirkung kann auch durch Hemmung der Biosynthese von Östrogen erreicht werden. Dazu werden Enzyminhibitoren, die Aromatasehemmer, eingesetzt.